Presse
«S isch scho es Tröimli...»
Regisseurin Prisca Koller und ihre Dreharbeiten in einem Salgescher Weinkeller S a l g e s c h. - Je älter der
Wein, desto besser wird er.
Dies die Regel. Je älter der
Arbeiter, desto schwieriger
wirds für ihn. Ebenfalls in
der Regel. Dies auf Kürzestnenner
gebracht, was da
Ausgangslage bildet für einen
Kurzspielfilm von Prisca
Koller. «Langer Abgang»
nennt sich der Streifen, den
die Zürcher Filmerin dieser
Tage im Wallis dreht.
Momentan dient der prächtige
Barrique-Keller der Salgescher
Kellerei «Caveau de Salquenen»
als Drehort. Noch bis Montagabend
ist die Filmcrew hier am
Werk.
Der rund 15-minütige Kurzspielfilm
(Walliserdeutsch mit deutschen
und französischen Untertiteln)
gilt als Diplomarbeit von
Prisca Koller. Sie beendet damit
heuer ihre Ausbildung an der
Zürcher Hochschule für Gestaltung
und Kunst. Wie sie auf ihr
Filmthema kam, weshalb sie das
Wallis mit seinen Weinbergen
und Kellereien als Drehorte aufsuchte
- darüber unterhielten wir
uns gestern während einer kurzen
Drehpause mit der jungen
Filmerin. Wein und Alter
- ein Gespann . . .
«Alt werden und Verlustängste
kennen wir doch alle», findet die
Filmerin. Diese Thematik in eine
Geschichte verpacken - dies die
Absicht, die sie mit «Langer Abgang
» verfolgt.
Berichtet wird dabei von Demütigungen
und Verlusten, die ein
älterer Kellermeister erleidet:
Jean, der Kellermeister, soll
durch einen jungen und dynamischen
Weinexperten Luc ersetzt
werden. Schritt für Schritt wird
der alte Mann vom jungen Dynamiker
verdrängt. Sein Lebensinhalt
droht sich in Luft auf zu lösen.
Das Thema «Alter, Loslassen
und Verlust» hätte sich doch
auch am Beispiel eines Managers
in einem Zürcher Büro abhandeln
lassen, oder?
«Sicher», antwortet Prisca Koller
und fährt fort: «Aber visuell
hat ein Büro nicht annähernd so
viel zu bieten wie Weinberg und
Kellerei.» «Ich wollte
Reben und Berge» Warum denn ausgerechnet das
Wallis als Drehort? Weinberge
gibt es doch auch an andern Orten.
«Ich wollte Reben und Berge
haben. Und dies ist nur im
Wallis möglich», stellt die Filmerin
klar. So machte sie ihre
Aussenaufnahmen in Rebbergen
oberhalb von Siders und in Varen,
drehte in Kellereien und
Restaurants in Siders, Salgesch
und Venthône. Insgesamt zehn
Tage Arbeit bringen die Dreharbeiten
mit sich. Am Montagabend
sollen sie beendet sein.
«S isch scho es Tröimli», bringt
die Zürcherin auf den Punkt, was
ihr all die Walliser Drehorte bedeuteten. «Überall auf offene
Türen gestossen»
Für die Dreharbeiten im Wallis
konnte sich Prisca Koller auf
die Unterstützung von Aufnahmeleiter
Ralph Manz stützen.
«Eine interessante Erfahrung»,
wie der Oberwalliser meint.
Wie denn die Filmerin das
Wallis erlebte?
«So etwas von Hilfsbereitschaft
wie hier habe ich noch
nie erlebt», berichtet sie.
«Überall stiess ich auf offene
Türen. Ich genoss eine Offenheit,
die ich noch nie erlebte»,
schwärmt sie.
Ist es denn bei Filmarbeiten im
grossen Zürich so ganz anders
als im Wallis? «Ich drehe ansonsten
in Zürich. Willst du
dort irgendwo Aufnahmen machen,
heisst es praktisch
durchwegs: Wie viel bezahlen
Sie? Im Wallis hiess es stets:
Schön. Und darf ich dann vielleicht
ein Video bekommen?» Nicht alles steht
in den Büchern . . .
Auch die verschiedenen Winzer
seien ihr mit Rat und Tat
beigestanden. «Ich habe mich
schon mit dem Thema Weinbau
auseinander gesetzt. Aber
es gibt doch immer Sachen,
die in keinem Buch stehen»,
bemerkt sie.
Nach dem Ende der Dreharbeiten
wird der Film geschnitten.
Dann kommt die musikalische
Untermalung hinzu.
Ende Juni soll der «Lange Abgang
» fertig sein, im Juli soll
der Streifen erstmals gezeigt
werden. «Wäre schon gut . . .» «Langer Abgang» ist eine Koproduktion
mit dem Schweizer
Fernsehen. Also wird er
eines Tages auch im Fernsehen
zu sehen sein.
Profischauspielerinnen und
-spieler sind es, welche die
Hauptrollen besetzen. Für die
Statistenrollen suchte man im
Wallis Interessenten. Und erhielt
problemlos Unterstützung.
«Dieser Film wird so etwas
wie meine Visitenkarte», erklärt
die Filmerin und meint:
«So wäre es für mich schon
gut, wenn der Streifen auch
gut herauskäme.» Im Wallis zu sehen? Ob sie ihren Film auch am Orte
seines Entstehens, also im
Wallis, vorführen wird?
«Die Premiere im Wallis machen
zu können, wäre schon
schön», betont Prisca Koller.
Doch vorerst gilt es mal abzuwarten.
Welche Ziele sie sich mit
«Langer Abgang» gesetzt hat?
«Ich werde versuchen, den
Film diesen Sommer in verschiedenen
Festivals unterbringen
zu können», antwortet
die Filmerin.
Stösst Prisca Koller bei den
Programmmachern von Festivals
auf ebenso viel Goodwill
wie sie dieser Tage von Kellereien
im Wallis genoss - ja
dann dürften ihr bei der Vermarktung
ihres Kurzspielfilms
keine Probleme erwachsen . . .
blo
|