Presse

Walliser Bote Samstag, 13. März 2004


«S isch scho es Tröimli...»
Regisseurin Prisca Koller und ihre Dreharbeiten in einem Salgescher Weinkeller

S a l g e s c h. - Je älter der Wein, desto besser wird er. Dies die Regel. Je älter der Arbeiter, desto schwieriger wirds für ihn. Ebenfalls in der Regel. Dies auf Kürzestnenner gebracht, was da Ausgangslage bildet für einen Kurzspielfilm von Prisca Koller. «Langer Abgang» nennt sich der Streifen, den die Zürcher Filmerin dieser Tage im Wallis dreht.

Momentan dient der prächtige Barrique-Keller der Salgescher Kellerei «Caveau de Salquenen» als Drehort. Noch bis Montagabend ist die Filmcrew hier am Werk.
Der rund 15-minütige Kurzspielfilm (Walliserdeutsch mit deutschen und französischen Untertiteln) gilt als Diplomarbeit von Prisca Koller. Sie beendet damit heuer ihre Ausbildung an der Zürcher Hochschule für Gestaltung und Kunst. Wie sie auf ihr Filmthema kam, weshalb sie das Wallis mit seinen Weinbergen und Kellereien als Drehorte aufsuchte - darüber unterhielten wir uns gestern während einer kurzen Drehpause mit der jungen Filmerin.

Wein und Alter - ein Gespann . . .

«Alt werden und Verlustängste kennen wir doch alle», findet die Filmerin. Diese Thematik in eine Geschichte verpacken - dies die Absicht, die sie mit «Langer Abgang » verfolgt.
Berichtet wird dabei von Demütigungen und Verlusten, die ein älterer Kellermeister erleidet: Jean, der Kellermeister, soll durch einen jungen und dynamischen Weinexperten Luc ersetzt werden. Schritt für Schritt wird der alte Mann vom jungen Dynamiker verdrängt. Sein Lebensinhalt droht sich in Luft auf zu lösen. Das Thema «Alter, Loslassen und Verlust» hätte sich doch auch am Beispiel eines Managers in einem Zürcher Büro abhandeln lassen, oder?
«Sicher», antwortet Prisca Koller und fährt fort: «Aber visuell hat ein Büro nicht annähernd so viel zu bieten wie Weinberg und Kellerei.»

«Ich wollte Reben und Berge»

Warum denn ausgerechnet das Wallis als Drehort? Weinberge gibt es doch auch an andern Orten. «Ich wollte Reben und Berge haben. Und dies ist nur im Wallis möglich», stellt die Filmerin klar. So machte sie ihre Aussenaufnahmen in Rebbergen oberhalb von Siders und in Varen, drehte in Kellereien und Restaurants in Siders, Salgesch und Venthône. Insgesamt zehn Tage Arbeit bringen die Dreharbeiten mit sich. Am Montagabend sollen sie beendet sein. «S isch scho es Tröimli», bringt die Zürcherin auf den Punkt, was ihr all die Walliser Drehorte bedeuteten.

«Überall auf offene Türen gestossen»

Für die Dreharbeiten im Wallis konnte sich Prisca Koller auf die Unterstützung von Aufnahmeleiter Ralph Manz stützen. «Eine interessante Erfahrung», wie der Oberwalliser meint. Wie denn die Filmerin das Wallis erlebte?
«So etwas von Hilfsbereitschaft wie hier habe ich noch nie erlebt», berichtet sie. «Überall stiess ich auf offene Türen. Ich genoss eine Offenheit, die ich noch nie erlebte», schwärmt sie.
Ist es denn bei Filmarbeiten im grossen Zürich so ganz anders als im Wallis? «Ich drehe ansonsten in Zürich. Willst du dort irgendwo Aufnahmen machen, heisst es praktisch durchwegs: Wie viel bezahlen Sie? Im Wallis hiess es stets: Schön. Und darf ich dann vielleicht ein Video bekommen?»

Nicht alles steht in den Büchern . . .

Auch die verschiedenen Winzer seien ihr mit Rat und Tat beigestanden. «Ich habe mich schon mit dem Thema Weinbau auseinander gesetzt. Aber es gibt doch immer Sachen, die in keinem Buch stehen», bemerkt sie.
Nach dem Ende der Dreharbeiten wird der Film geschnitten. Dann kommt die musikalische Untermalung hinzu. Ende Juni soll der «Lange Abgang » fertig sein, im Juli soll der Streifen erstmals gezeigt werden.

«Wäre schon gut . . .»

«Langer Abgang» ist eine Koproduktion mit dem Schweizer Fernsehen. Also wird er eines Tages auch im Fernsehen zu sehen sein.
Profischauspielerinnen und -spieler sind es, welche die Hauptrollen besetzen. Für die Statistenrollen suchte man im Wallis Interessenten. Und erhielt problemlos Unterstützung.
«Dieser Film wird so etwas wie meine Visitenkarte», erklärt die Filmerin und meint: «So wäre es für mich schon gut, wenn der Streifen auch gut herauskäme.»

Im Wallis zu sehen?

Ob sie ihren Film auch am Orte seines Entstehens, also im Wallis, vorführen wird?
«Die Premiere im Wallis machen zu können, wäre schon schön», betont Prisca Koller. Doch vorerst gilt es mal abzuwarten.
Welche Ziele sie sich mit «Langer Abgang» gesetzt hat? «Ich werde versuchen, den Film diesen Sommer in verschiedenen Festivals unterbringen zu können», antwortet die Filmerin.
Stösst Prisca Koller bei den Programmmachern von Festivals auf ebenso viel Goodwill wie sie dieser Tage von Kellereien im Wallis genoss - ja dann dürften ihr bei der Vermarktung ihres Kurzspielfilms keine Probleme erwachsen . . . blo

Langer Abgang